Gustav Mahlers Neunte steht auf dem Programm, wenn die OZM|Symphony, am Sonntag, 22. Mai um 18:00 Uhr im Konzerthaus Dortmund zu Gast ist. Mit Karl-Heinz Steffens steht der amtierende Music Director der Staatsoper Prag am Dirigentenpult, der zuvor selbst Orchestermusiker, nämlich Solo-Klarinettist im Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks und bei den Berliner Philharmonikern, war. Wir sprachen mit ihm über seine Tätigkeit im Orchesterzentrum|NRW und über das Werk.
Herr Steffens, sind Sie schon mal im Orchesterzentrum|NRW gewesen?
Nein, noch nie. Das ist für mich eine absolute Premiere, auf die ich mich sehr freue. Ehrlich gesagt muss ich sogar gut überlegen, ob ich bisher jemals in Dortmund aufgetreten bin – ich glaube: ehrlich gesagt nicht. Überhaupt freue ich mich sehr auf das Projekt, denn seit ich vor fünfzehn Jahren mit dem Dirigieren begonnen habe und zeitgleich auch die Professur an der Hanns Eisler in Berlin aufgegeben habe, hatte ich nicht mehr so häufig Projekte an Hochschulen beziehungsweise mit Studierenden. Insofern ist das auch für mich sehr spannend.
Was ist auch für Sie das Besondere an der Arbeit mit jungen Leuten, die ja auch noch in der Ausbildung stecken. Darin liegt ja auch eine Herausforderung, weil mit Sicherheit eher mal mit einem falschen Ton zu rechnen ist als bei einem langjährigen Profi.
Die technischen Voraussetzungen und der Fleiß dahinter sind natürlich das Eine. Das Andere ist aber schlicht die Erfahrung, die man machen muss. Und das ist etwas, was man nur erleben kann und Zeit braucht. Für ein Hochschulorchester ist die Neunte von Mahler natürlich ein großer Brocken – es ist ein wirklich existenzielles Werk. Auf der anderen Seite erinnere ich mich an meine eigene Zeit als Student und daran, wie heiß wir alle darauf waren, ein solches Werk mal zu spielen. Es ist ein Werk, in dem man zeigen kann, was man alles kann. Es ist natürlich eine Herausforderung, ein solches Werk dann in drei bis vier Tagen auf die Beine zu stellen. Dafür muss man bis in die Haarspitzen motiviert sein – ich freue mich auf jeden Fall darauf!
Welchen ganz persönlichen Bezug haben Sie zu Mahlers Neunter?
Man kann ja eigentlich sagen, dass sich die Dirigenten meistens in zwei Lager teilen, die Brucknerianer auf der einen und die Mahlerianer auf der anderen Seite. So gesehen bin ich von Natur aus eigentlich eher ein Brucknerianer. Als Dirigent habe ich die Sinfonien Nr. 1, 3, 5, 6, 7 und 9 von Gustav Mahler aufgeführt, aber hatte immer eher einen Hang zu Bruckner. Jetzt mit zunehmendem Alter merke ich, dass Mahlers Werke wieder wichtiger werden. Die Neunte im Speziellen hat allerdings von den Mahler-Sinfonien einen besonderen Stellenwert für mich, da sie die erste Sinfonie Mahlers war, die ich mit 15 Jahren gehört habe. Sie hat mir also quasi die Tür geöffnet zu seiner Musik. Heute würde ich sagen, dass es sich bei ihr um ein ganz großes Kunstwerk handelt, unprätentiöse, unheimlich ehrliche Musik. Für mich ist Mahlers Neunte einfach sehr bedeutsam.
Sie sind ja von Haus aus Klarinettist – dirigieren Sie mit diesem Hintergrund anders?
Ich war in meinem ersten Musikerleben Klarinettist und das ist natürlich etwas, das auch bleibt. Gerade auch Mahlers Neunte habe ich sehr oft mit den ganz großen Dirigenten in München und Berlin gespielt, aber inzwischen auch häufig dirigiert. Ich denke, dass nach 15 Jahren am Dirigentenpult meine Ohren schon gleichmäßig verteilt sind und ich so gesehen natürlich kein besonderes Ohr für die Klarinetten oder die Holzbläser habe. Auf der anderen Seite weiß ich natürlich um die Ansprüche des Repertoires, speziell für die Holzbläser. Ich weiß, was geht und was nicht. Daraus ergeben sich natürlich auch recht hohe Ansprüche an die Holzbläser, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, was machbar ist und das erwarte ich dann auch.
Haben Sie eine Lieblingsstelle in Mahlers Neunter?
Ich glaube, eher nicht. Eigentlich darf ich die als Dirigent auch gar nicht haben. Jeder einzelne Takt sollte für mich wie eine Lieblingsstelle sein und meine ganze Aufmerksamkeit bekommen. Da muss ich dann einfach auch das große Ganze im Blick behalten.

Mahlers Neunte selbst erleben
Ob Sie als Konzertbesucher Ihr Augenmerk lieber auf die kleinen Details in einzelnen Instrumentengruppen oder auf das große Ganze richten, entscheiden Sie selbst, und welches Ihre Lieblingsstellen sind, können Sie abhängig von Ihren bisherigen Erfahrungen mit dem Werk entweder ganz neu herausfinden oder noch einmal überprüfen. Das Konzert findet am Sonntag, 22. Mai 2022 um 18:00 Uhr im Konzerthaus Dortmund statt.
Karten zum Preis von 12,50 Euro (7,00 Euro ermäßigt) erhalten Sie über das Ticketing des Konzerthaus Dortmund entweder telefonisch unter (0231) 22 696 200 oder online auf der Website des Konzerthaus.